Der dritte Großbrand eines Autotransporters in kurzer Folge alarmiert die Versicherungswirtschaft: Nach den Havarien der „Felicity Ace“ (2022) und der „Fremantle Highway“ (2023) steht nun die „Morning Midas“ im Pazifik in Flammen – mit rund 3.000 Fahrzeugen an Bord, darunter etwa 800 Elektroautos. Die Schäden summieren sich, der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt sich alarmiert: „Seit 2022 wurden auf Autofrachtern über 10.000 fabrikneue Fahrzeuge zerstört. Der Gesamtschaden liegt bei weit über einer Milliarde Euro“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV.
Elektroautos als brandschutztechnische Herausforderung
Obwohl die Brandursache bei der „Morning Midas“ bislang unklar ist, verdeutlicht der Vorfall aus Sicht des GDV ein strukturelles Problem: „Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass der Transport von Elektroautos den maritimen Brandschutz vor bislang ungelöste Herausforderungen stellt“, so Käfer-Rohrbach.
Dabei spiele es keine Rolle, ob der Brand von einem Verbrenner oder einem E-Fahrzeug ausgehe – entscheidend sei die schwierige Bekämpfung brennender Lithium-Ionen-Batterien. Die Folge: extreme Hitzeentwicklung, toxische Gase und die Gefahr plötzlicher Stichflammen. „Die Besatzung der Morning Midas hatte keine Chance und musste das Schiff verlassen – die Autos wurden den Flammen überlassen.“
Feuerlöschtechnik oft veraltet
Ein Hauptproblem sieht der GDV darin, dass viele Autofrachter noch mit veralteter Löschtechnik ausgestattet. „Häufig werden Brände erst spät entdeckt und lassen sich dann kaum noch eindämmen. Viele Schiffe nutzen noch Technik aus den 1950er-Jahren“, kritisiert Käfer-Rohrbach und fordert dringend Investitionen der Reedereien in moderne Brandschutzsysteme.
GDV legt Lösungsansätze vor
In einem Positionspapier, dass der GDV bereits nach den ersten Bränden erstellt hat, wurden konkrete Maßnahmen für besseren Brandschutz formuliert. Dazu zählen unter anderem: Vollautomatische Detektionssysteme, um Brände frühzeitig zu erkennen, Hochdruck-Wasser-Nebel-Anlagen zur effektiveren Brandbekämpfung, ergänzende Löschtechniken, die währenddessen die Schiffsstabilität sichern.
Diese Vorschläge will der Verband nun auf internationaler Ebene einbringen – insbesondere bei der International Maritime Organization (IMO), einer Unterorganisation der Vereinten Nationen. „Der Brandschutz in der Seeschifffahrt ist ein globales Problem, das nur gemeinsam und international gelöst werden kann“, betont Käfer-Rohrbach.
Das Positionspapier können Sie hier downloaden.